Künstler Denkstahl, ein freischaffender Künstler, hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch seine Werke gesellschaftliche und politische Themen aufzugreifen und zum Nachdenken anzuregen. Seit 1993 widmet er sich dem Schreiben, Dichten, Malen und der visuellen Kommunikation.

Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und ihm einige Fragen zur Modeindustrie sowie zu seinen Kunstwerken zu stellen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst.

Deine Arbeiten zu Schaufensterpuppen haben großes Aufsehen erregt. Was hat dich dazu inspiriert, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?

Ich danke dir! Die Inspiration kam aus der Beobachtung unserer Konsumkultur und der Art und Weise, wie Schaufensterpuppen als stille Zeugen unseres Strebens nach Schönheit und Glück fungieren. Sie repräsentieren nicht nur Mode, sondern auch die Ideale, die uns von der Gesellschaft auferlegt werden. Es ist faszinierend und zugleich beunruhigend, wie sie uns beeinflussen.

In deinem Gedicht beschreibst du Schaufensterpuppen als leere Hüllen. Glaubst du, dass wir, ähnlich wie sie, unsere Identität im Konsum verlieren?

Absolut. Werteverlust und Identitätssuche – zwei widergespiegelte Aspekte eines sich selbst entfremdeten Menschen. Und Schaufensterpuppen sind Symbole für die Entfremdung, die viele von uns empfinden. Wir passen uns den Erwartungen der Gesellschaft an, anstatt unsere eigene Identität zu leben. In gewisser Weise werden wir zu Puppen, die in einer Welt voller Oberflächlichkeit agieren. Das Gedicht soll dazu anregen, über diese Thematik nachzudenken und zu reflektieren.

Du erwähnst die Idee, dass wahre Schönheit und Individualität in jedem Menschen vorhanden sind. Wie können wir diese in einer konsumorientierten Gesellschaft entdecken und bewahren?

Das ist eine wichtige Frage. Es erfordert Mut, sich von den gesellschaftlichen Normen zu lösen. Wir müssen lernen, uns selbst zu akzeptieren und unsere Einzigartigkeit zu schätzen. Das bedeutet, mehr auf innere Werte zu achten als auf äußere. Kunst kann dabei eine große Rolle spielen – sie hilft uns, uns selbst zu reflektieren, die eigene Stimme zu finden und Normopathie als solche zu erkennen.

Deine Werke scheinen eine kritische Sicht auf die Modeindustrie zu haben. Glaubst du, dass sich diese Branche ändern kann?

Die Modeindustrie steht unter Druck, sich zu verändern, und das ist notwendig. Es geht nicht nur um Trends und Umsatz, sondern auch um Nachhaltigkeit und Authentizität. Nachhaltigkeit ist eines der Themen unserer Zeit, das auch die Mode betrifft. Kürzlich habe ich eine Dokumentation auf Netflix (The Shopping Conspiracy) gesehen, und es war erschreckend zu sehen, was alles unverkauft im Müll landet. Das Prinzip des Immer-weiter, höher und schneller hat in der Modebranche Einzug gehalten, und sie ist dadurch zu einem Wegwerfprodukt verkommen.

Die absurden Preise für Sneakers und die Menschenschlangen vor teuren Markengeschäften finde ich rufschädigend. Früher war das undenkbar, und ich bin der Meinung, wir müssen zurück zu den guten alten Zeiten, was Nachhaltigkeit betrifft. LV hatte einmal die Idee, einen Koffer zu erschaffen, der ein Leben lang halten sollte. Das nenne ich Nachhaltigkeit.

Echte Klassiker waren zeitlos und immer tragbar. Ein paar klassische Chucks, ein weißes T-Shirt und eine Jeans sind immer noch ein lässiges Outfit. Ich sage, wie schlecht Mode ist, erkennst du daran, dass sie oft nur ein halbes Jahr hält. Man muss nicht jedem Trend hinterherlaufen, denn nicht jeder Trend ist schön. Natürlich kann man sich auch mal etwas Neues kaufen, aber wie das Orakel von Delphi schon sagte: alles im rechten Maße. Es geht nicht nur ums Geld und immer mehr.

Zum Abschluss, was wünschst du dir für die Zukunft deiner Kunst und die Wirkung, die sie auf das Publikum hat?

Ich wünsche mir, dass meine Kunst Menschen dazu anregt, kritischer über ihre Umwelt und sich selbst nachzudenken. Ich kreiere meine Bilder themenbezogen, und ganz egal, ob es sich um meine Geldkunst, Porträtkunst oder Friedenskunst handelt; die Botschaft ist immer dieselbe. Ich hoffe, dass meine Werke einen Dialog anstoßen können, der über Konsum und Oberflächlichkeit hinausgeht. Letztlich geht es darum, die innere Schönheit und die Vielfalt des Menschen zu feiern und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, sich nicht degradieren zu lassen – schon gar nicht auf Schaufensterpuppen.

 

Vielen Dank für deine Gedanken.

 

Alle Kunstwerke sind in der Galerie Vollherzig erhältlich.https://vollherzig.de

 

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