Modedesigner und Herrenausstatter in Frankfurt

Fashion Guide stellte Cem Mustafa Abaci, Modedesigner und Herrenausstatter in Frankfurt, einige Fragen und erhielt dazu folgende Antworten von ihm:

Sie sind ein außergewöhnlicher Modedesigner, speziell für Herrenmode. Dazu gehören Maßschneiderei ebenso wie das Angebot passender Accessoires – von der Krawatte, über das Hemd bis zu den Schuhen. Worauf führen Sie Ihren ungewöhnlichen Erfolg zurück?

Man könnte es in den Stichworten Kompetenz – Einzigartigkeit – Ganzheitlichkeit zusammenfassen. Ich bin ja kein Quereinsteiger, sondern habe mein Handwerk von der Pike auf gelernt: Maßschneiderei, Schnitttechnik und Design. Als einer der ersten habe ich einen Designer-Anzug entworfen und gehörte bereits in jungen Jahren zu den 15 besten Maßschneidern in diesem Bereich. Auch heute bin ich noch in der Lage, einen Anzug komplett mit der Hand zu fertigen. Leider sind heute die Begriffe Designer und Maßschneider inflationär und haben nicht mehr den früher üblichen hohen Anspruch an diese Berufsbezeichnung. In dieser Beziehung bin ich mehr der Tradition verbunden.

Mein Erfolg basiert natürlich nicht nur auf meiner einzigartigen Ästhetik, sondern auch auf dem Feedback meiner Kunden, die ich lieber als „Gäste“ bezeichne. Aus ihrer Sicht ist die Ganzheitlichkeit, die ich bei meinen Entwürfen beachte, sehr wichtig. Hinzu kommt, dass sich jeder von ihnen – sei er noch so individuell – auf meine Handschrift mit einem hohen Wiedererkennungswert verlassen kann: „Never change a winning team.“ Man muss bei jedem Gast den richtigen „Ton“ treffen und daraus eine Melodie machen. Dazu bedarf es eben auch einer besonderen Handschrift, um diese Melodie umzusetzen. Ich würde mein Geschäft gern als „Tempel“ bezeichnen, in dem man sich komplett ausleben kann – sich sozusagen von innen nach außen kleiden kann.

Welche Ansprüche stellt der moderne Mann von heute an seine Garderobe? Hat sich das gegenüber früher geändert?

Das ist sicherlich abhängig von den einzelnen Berufsgruppen. Grundsätzlich steigen wohl in allen Bereichen die Ansprüche, ein Anzug muss heutzutage alles können: Leichtigkeit ausstrahlen, Aufmerksamkeit erregen und – der Mann will gern toll aussehen. Viele möchten oft aber auch viel für wenig Geld. Ich kann eigentlich nur über meine Kunden sprechen: Sie sind manchmal mutiger als andere, vor allem lieben sie die Einzigartigkeit. Der Anzug wird gern benutzt als „Lautstärkeregler“ – mal laut, mal leise will er die Aufmerksamkeit auf sich lenken, und ihm ist egal, was andere denken.

Welche bedeutenden Designer tragen dazu bei, die heutige Modewelt zu verändern? Wen würden Sie als Vorbild für Ihre eigene Arbeit sehen?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Leider entwickelt sich alles heute in Richtung Ökonomisierung, die Individualität spielt keine große Rolle mehr. Es wird immer mehr angeglichen, Weiterentwicklungen dienen oft nur dazu, den Profit zu erhöhen. Vorbild? Heute könnte ich keines benennen (außer ich wäre mein eigenes). Als ich anfing, wurde ich beeinflusst von Thierry Mugler, vielleicht auch Yamamoto. Heute gibt Jean-Paul Gaultier der Modewelt interessante Impulse.

Welches Potenzial hat Frankfurt Ihrer Meinung nach als Modestadt, als Modemetropole – heute und in Zukunft?

In Frankfurt regiert die Banken- und Finanzwelt. Mode findet so gut wie gar nicht statt. Es gibt keine Messen, keine namhaften Agenturen – nur wenige Designer und kleine Labels. Ich halte auch nicht so viel davon, Mode bzw. eine Modemarke nur mit einer Stadt zu verbinden, sei es Paris, New York oder eben Frankfurt.

Was glauben Sie, werden in der nächsten Saison die großen Themen besonders in der Herrenmode sein?

Den klassischen Begriff „Mode“, wie er mal mit Kollektionen in Verbindung gebracht wurde, gibt es eigentlich nicht mehr. Es gibt Trends für die Jahreszeiten. Zurzeit ist nach wie vor die schlanke Linie angesagt, kurze Jacken, Bundfalten werden sich nicht richtig durchsetzen, genauso wenig wie der Zweireiher, als Farben bleiben grau und blau. Bei meinen Kreationen spielen Mikrodessins in der Anzugwelt eine große Rolle, leichte ungefütterte Sakkos, schwarz-weiße Kombinationen und natürlich nach wie vor florale Motive. Neu entdeckt wurde von den Männern Jersey, manchen wagen sich an Hahnentrittmuster oder die Farbe grün.
Heide Brandes
www.abaci.de

SPRING AUSGABE 2015

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