NACH DER PFLICHT KOMMT JETZT DIE KÜR.
Interview mit
HARALD GLÖÖCKLER
als Schirmherr für den FRANKfurtstyleaward

In dem Magistratssaal des Frankfurter Römers wurden an diesem Tag keine aktuellen Entscheidungen für die Stadt gefällt, aber dennoch stand Frankfurt im Mittelpunkt des Treffens mit dem Star-Designer HARALD GLÖÖCKLER. Ihn konnte die Initiatorin Hannemie Stitz-Krämer gewinnen, die Schirmherrschaft für den 10. FRANKfurtstyleaward, dem Talentwettbewerb für den Designer-Nachwuchs, zu übernehmen. Frau Stitz-Krämer ist CEO der PUBLIC RELATIONS PARTNERS Kronberg und präsentierte mit den anderen Beteiligten und im Beisein von Stadtrat Markus Frank die Vorbereitungen für den inzwischen internationalen Jubiläumswettbewerb.

Im Rahmen dieser Auftaktpressekonferenz bedankte sich HARALD GLÖÖCKLER nicht nur für seine Aufgabe als Schirmherr, er äußerte sich auch zum Stellenwert der Mode in Deutschland, speziell in Frankfurt. „Der FRANKfurtstyleaward bietet seit nunmehr 10 Jahren deutschen und internationalen Nachwuchsdesignern ein Sprungbrett für den Start in ihre Karriere. – Es freut mich, dass ich im Jubiläumsjahr als Schirmherr fungiere und so meine Popularität dazu nutzen kann, den jungen Kreativen die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdienen.“

FASHION GUIDE MAGAZIN nutzte die Gelegenheit, mit HARALD GLÖÖCKLER über sein Engagement in Sachen „Mode und Frankfurt“ zu sprechen. Er hatte in seinem Statement betont, dass Mode generell ein ganz großes Thema ist. Ihm fehlt in Deutschland das Selbstbewusstsein, Mode als Kunst anzusehen und nicht als Mode, die man einfach trägt. Dann ist das nur Kleidung, um den Körper zu verhüllen und zu wärmen. Mode ist aber Kunst in einer speziellen Ausdrucksform. Vor allem in Deutschland werde man gern als Spinner hingestellt, wenn man besonders kreativ ist. Aber: „Ein Land lebt von seiner Kreativität. Wahre Kunst ist wild und unabhängig, und man konnte sie noch nie zum Schweigen bringen.“ Der Designer weiß, wovon er spricht. Er ist bereits seit dreißig Jahren sehr erfolgreich auf dem Markt, und setzte sich dabei über die vorherrschende Meinung und gängige Konventionen hinweg.
Seiner Meinung nach sei es gerade in Zeiten, in denen man mit so vielen negativen Informationen überflutet wird, besonders wichtig, dem klare Statements entgegen zu setzen. „Ich freue mich, wenn ich dazu beitragen kann, das Thema Mode stärker zu betonen und darauf hinzuwirken, dass der FRANKfurtstyleaward fest in Frankfurt etabliert wird. Mode braucht in Frankfurt (und nicht nur da) den gleichen Glamour, wie ihn New York bereits hat. Frankfurt hat einen guten Ruf als Bankenstandort, als Wirtschaftsfaktor und den großen Flughafen. Das reiche aber nicht aus. Frankfurt braucht mehr Kreative – mehr Glanz und Glamour.“ Gern gibt Glööckler die Antwort auf die Frage „Warum?“ – „Weil Frankfurt Mode kann“. Schließlich sind es junge Kreative, die der Stadt neue Dimensionen erschließen. Es sei unglaublich, dass Frau Stitz-Krämer nun schon zehn Jahre dafür kämpfen müsse, dass der FRANKfurtstyleaward als internationaler Nachwuchsförderungspreis anerkannt und in Frankfurt integriert wird. Er kann verstehen, dass sie sich manchmal bei den aufgetretenen Problemen die Frage gestellt hat, ob es sich lohnt, weiterzumachen oder es sein zu lassen, weil es an der Anerkennung fehlt. Geld ist für alles möglich da, aber für Mode setzt man sich nicht ein – oder spricht nicht darüber. „Ich weiß selbst, wie es ist sich zu engagieren, ohne dass es zur Kenntnis genommen wird. Ich setze mich seit zehn Jahren für drei Millionen Kinder ein, die in Armut leben und die ich unterstütze. Reaktionen darauf gibt es nie. Was allerdings auch nicht unbedingt erforderlich ist.“

Was aber kann man tun, um Mode mehr in den Mittelpunkt zu stellen? HARALD GLÖÖCKLER plädiert dafür, aus dem Kreise der Bürger mehr Kunst-Interessierte zu gewinnen, um aus Mode etwas Großes zu machen. Je mehr man sich dafür einsetzt, umso stärker werde die Politik unter Druck gesetzt und müsse sich intensiver der Sache annehmen.

Auf unseren Einwand, dass die Stadt bei dem Thema Kultur doch einen starken Schwerpunkt auf die Museen setzt, entgegnet der Designer: „Das ist zwar richtig, aber auch die Museen brauchen immer noch mehr Unterstützung, um die Besucherzahl zu erhöhen. Es reicht eben nicht, lediglich mit der Vergangenheit zu kokettieren, damit kann man nicht brillieren. Mich haben schon Museen auf meine Kunst angesprochen, weil sie begreifen, dass man auch Ausstellungen bringen muss, die provozieren, wie es zum Beispiel Dali getan hat. Mir würde es mit meinen Kunstwerken sicher gelingen, neugierige Besucher ins Museum zu locken.“

HARALD GLÖÖCKLER (Jede Frau ist eine Prinzessin!) ist nicht nur als Mode-Designer (u.a. mit seinem Label POMPÖÖS) viel beschäftigt, er bewegt sich auf zahlreichen anderen Kreativ-Feldern – beispielsweise Tapeten, Interieur, Schmuck und Skulpturen. Seine intensive Malerei (Glööckler-Art) in Öl oder Acryl spiegelt seine facettenreiche Kreativität, seine Emotionalität und starke Ausdruckskraft wieder. Da stellt sich natürlich die Frage, wie er das alles schafft. Seine Antwort: „Weil ich immer hart arbeite und mich fürchterlich unter Druck setze. Die Kreativität ist dabei nicht das Problem, Ideen habe ich genug – aber die Umsetzung ist manchmal schwierig. Ich bin gerade dabei, zwei Bücher zu schreiben, mache sehr viel Interieur – es fehlt oft einfach die Zeit. Es macht sehr viel Spaß, aber manchmal denke ich auch schon, wie schaffst Du das?“ Und dass er es schafft und vermutlich noch einiges mehr, davon überzeugt er uns immer wieder.

Am Beginn seiner Karriere war HARALD GLÖÖCKLER einigen Anfeindungen ausgesetzt, wurde belächelt oder ignoriert. Er sei einer der Prominenten in Deutschland, die es immer etwas schwer hatten, weil man mit starken Persönlichkeiten, die klar ihre Meinung vertreten, hierzulande nicht gerade gut umgehen kann. Nach dreißig Jahren unermüdlicher Präsentation von Visionen und Ideen genießt er es heute, als prominentes Sprachrohr zu fungieren. Er findet Gehör, wenn es darum geht, gerade junge Leute für neue Ideen zu begeistern, wo es darum geht, Klartext zu reden, Missstände aufzudecken und Lösungen zu finden. Es stört ihn nicht, belächelt zu werden oder wenn mancher von ihm nur Bling-Bling und ondulierte Haare registriert. Gerade dann bietet nämlich sein Einsatz die große Chance, Leute zu überraschen und vom Gegenteil zu überzeugen.

Zum Schluss wollte FASHION GUIDE gern wissen, was er gerade plant oder ihm in seinen Ideenpool noch fehlt. „Was mir wirklich fehlt, sind Zeit und Muße. Ich bin ein spiritueller Mensch – Wahrsagerinnen haben mir gesagt, dass ich mein ganzes Karma schon abgearbeitet habe. Ich habe die 50 überschritten – die Pflicht ist erledigt, jetzt beginnt die Kür. Und ich werde wenigstens 100 – da werde ich schon noch Muße für Neues finden.“
Wir hoffen, dass er sein Karma wieder auftankt, und wir gespannt sein dürfen, mit welchen Projekten HARALD GLÖÖCKLER uns in der Zukunft immer mal wieder überraschen wird.

©Konstantin Eulenburg
Interview: Heide Brandes
SPRING AUSGABE 2017

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