Hannelore Elsner:  „Ich bin einfach lebensbejahend.“

Ja, es ist leider so, unser Leben ist endlich. Das wird uns dann bewusst, wenn wir einen Menschen verlieren, der unser Leben mit seinem Wirken viele Jahre begleitet hat. Ich denke dabei nicht nur an Familie und Freunde, sondern auch an herausragende, begeisternde Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur. Jetzt ist es Hannelore Elsner,  die uns verlassen hat. Die Nachkriegsgeneration  war dabei, als sie als junges Mädchen in Unterhaltungsfilmen zu sehen war, als sie zur Kommissarin in Frankfurt avancierte und später als Charakterschauspielerin begeisterte.

Hannelore Elsner ging so ruhig und leise, wie es ihrem Charakter entsprach. Sie war eine Frau, die vielen sehr nahe war, aber dennoch distanziert und sehr diszipliniert. Ihre Rollen verinnerlichte sie so, dass wir ihr jede Figur abgenommen haben. Herausragend ihre Darstellung als „Die Unberührbare“ und emotional bewegend ihr Film „Kirschblüten – Hanami“.  Diese ergreifende Story sah ich zufällig einige Wochen vor ihrem Tod zum zweiten Mal. Und ich war sehr ergriffen von ihren anmutigen, zarten Bewegungen vor dem Panorama des Fujiyama.  Die Fortsetzung davon, „Kirschblüten und Dämonen“ , in dem sie ein „reales Gespenst“ darstellt, hat Hannelore Elsner noch im letzten Jahr abgedreht. Auch in diesem Film spielt sie mit einer solchen Intensität und Authentizität,  die ihr bei allen ihren Rollen wichtig war. Die Premiere fand mit ihr im März statt. Es war ihr letzter persönlicher Auftritt.

Erst in ihrem letzten Jahrzehnt konnte sie allen zeigen, welche Charakterschauspielerin sie wirklich war und welche herausragenden Ausdrucksmöglichkeiten sie zeigen konnte. Stellvertretend für ihre Rollen der letzten Jahre ist der Film „Die Unberührbare“ zu nennen, in dem sie eine exaltierte, exzentrische und verzweifelte Frau in einer sehr eindringlichen Art und Weise spielte. Dafür erhielt sie unter anderem den Deutschen Filmpreis. Eine von vielen mit Recht verliehenen Auszeichnungen für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen. Eine ganz andere Facette zeigt Hannelore Elsner in dem TV-Film von Doris Dörrie „Club der einsamen Herzen“.  Zart und zerbrechlich, aber dennoch stark in ihren Emotionen, überraschte sie mit der Interpretation eines Songs mit dem Titel „Die Zeit vergeht …“ . Wie zum Abschied schenkte sie ihrem Publikum am Ende des Films dieses wunderbare Lied – mit der Aufforderung „Lebe ein zweites Mal, lebe ganz!“ Unheimlich bewegend und berührend mit der ihr eigenen Stimme und ihrem unwiderstehlichen Lachen.

Der Regisseur und Produzent Nico Hofmann, einer ihrer langjährigen Freunde, beschrieb zum Tod von Hannelore Elsner in der FAZ unter der Überschrift „Unendliche Liebe“ ihre Persönlichkeit  so: „Hannelore konnte Menschen für sich begeistern, es wir ihre schnörkellose Direktheit, das Körperliche, das Sinnliche, diese wunderbare Stimme. (…) Wie aber Privates und Berufliches, Rolle und Haltung, der ganze Mensch Hannelore Elsner mit all den Verwundungen, den großen Einsamkeiten, die ein so radikal liebender Mensch erfahren musste, wie all das in Hannelores Spiel mit einfloss, diese Blicke, diese Zärtlichkeit. All das wird es nie wieder geben.“ (FAZ, 25.4.2019)

Wir verbinden mit großer Traurigkeit und voller Dankbarkeit unseren Wunsch, dass sie denen, die sie liebte und die sie liebten, unvergessen bleibt. R.I.P.

Heide Brandes

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